01. Juli 2024

Epos ES-7N: „Editor’s Choice“-Award vom lite-magazin.de

Das lite-magazin.de testet im Sommer 2024 die kompakte Regalbox Epos ES-7N und resümiert: „eine eindringliche Empfehlung.“

„Es heisst doch immer gern, dass Membranfläche durch nichts zu ersetzen sei – außer durch noch mehr Membranfläche. Im Umkehrschluss müsste es der ES-7N also an Volumen und Fundament fehlen. Das ist hier ausdrücklich NICHT der Fall, wie ich schnell feststelle. Zunächst stelle ich das Epos-Duo wandfern auf Stative und kippe den Schalter nach oben. Kaum drücke ich anschließend die Play-Taste, erlebe ich eine Klangperformance, die mich sofort mitnimmt. Dank ihrer schnellen und agilen Wiedergabe sorgt sie innerhalb weniger Sekunden für ein dynamisches Hörerlebnis, in dem jedes Detail seinen präzisen und klaren Platz findet. OK, das können andere Kompaktlautsprecher vielleicht auch. Der Punch, den die ES-7N aber dabei liefern, imponiert sofort. Kraftvoll und durchsetzungsstark wird jeder Beat, jede Note mit voller Intensität reproduziert. Natürlich spielt die Epos dabei nicht soweit runter, wie ein großer Drei-Wege-Standlautsprecher. Das verbieten schon die physikalischen Gesetze.

Aber exakt das ist auch das Positive. Statt diesen Lautsprecher nämlich auf Kosten anderer Disziplinen extrem tief abzustimmen, setzt Karl-Heinz Fink auf Präzision, Kontrolle und Klarheit. Und auch das lässt sich mit einer fantastischen Bassperformance kombinieren, wie ich in Carolin Nos ‚Crystal Ball‘ erfahre. Die ES-7N steigt hier zwar nicht in den tiefsten Basskeller hinab, der gelieferte Tiefgang ist für meinen Geschmack aber genau richtig. Neben dem wirklich schönen und voluminösen Bassfundament ist es hier jedoch die Oberbass-Performance, die mich schnell anmacht. Der Grundton kickt, ist schnell und macht sich auch direkt in meiner Magengegend bemerkbar. Wie gut und beeindruckend das Epos-Pärchen diese Disziplin allerdings beherrscht, erfahre ich, als ich auf James Blakes ‚Unluck‘ wechsle. Ein Song, der durch seine enorme Energie sofort fesselt und mitreißt. Diese Energie entfaltet sich rasch und begeistert mich augenblicklich durch ihre beeindruckende Impulskraft, die direkt unter die Haut geht.

Impulskraft, Dynamik und Entschlossenheit sind hier die vorherrschenden Attribute. Attribute, die mich schnell dazu bringen, die Lautstärke weiter aufzudrehen. Gedacht, getan. Kaum ist die vielzitierte Zimmerlautstärke übertroffen, entfalten meine Testgäste ihr volles Potenzial. Der Grundton puncht dynamisch und perfekt im Takt – ohne Verzerrungen oder andere Nebengeräusche, die hier nicht hingehören. Alles ist einfach nur lauter, an der Agilität und Dynamik ändert sich jedoch nichts. Das gefällt mir richtig gut. Und was noch wichtig ist: Um diese Performance aus den ES-7N zu kitzeln, erfordert es keinen riesigen Verstärker-Boliden.

[…]

Es gibt aber noch einen weiteren wichtigen Punkt auszuprobieren: die Performance meiner Testgäste, wenn sie denn wirklich im Regal stehen. Bevor es losgeht, muss natürlich erst der Kippschalter auf die untere Position gestellt werden. Durch die Rückwand und naheliegenden Seitenwände addiert sich der Pegel im Bassbereich nämlich automatisch um rund sechs Dezibel auf. Die Standort-Anpassung soll einen Großteil davon kompensieren. Gemessen habe ich das nicht, im Hörtest hatte ich aber den Eindruck, dass die Epos im Tiefbass etwas voluminöser zu Werke geht, als bei der freien Aufstellung. Der gefühlte Unterschied ist allerdings eher gering und auch kein Grund zur Besorgnis.

Anderweitige Klangabweichungen kann ich nicht feststellen. Die Zwei-Wege-Wandler spielen weiterhin voller Präsenz und Hingabe. ‚Agil‘ wäre die wohl treffendste Bezeichnung. Wer bevorzugt elektronische Musik oder harte Rocksounds auf seiner Playlist hat, wird schlichtweg begeistert sein. Grundtöne kommen mit einem Punch, der mit eindringlicher Präzision und Durchschlagskraft dargestellt wird. Jeder Tritt in die Kick Drum und jeder Bass-Schlag ist spürbar, was dem Hörer auch ein körperliches Erlebnis verschafft.

Die Schnelligkeit, mit der die ES-7N dabei agiert, gefällt mir so richtig gut. Was mich dabei am meisten fasziniert, ist ihre schnelle und präzise Reaktionszeit. Keine Spur von Kontrollverlust oder gar Behäbigkeit. Stattdessen erlebe ich, wie auch die komplexesten elektronischen Rhythmen und schnellen Gitarrenriffs klar und definiert in den Raum gestellt werden. Jeder Beat und jedes Detail der Musik kann mühelos nachvollzogen und verfolgt werden. Die Drahtigkeit des Klangs verleiht der Musik eine faszinierende Präsenz und Direktheit. Zu erleben, wie knackig das Lautsprecher-Pärchen das Klangbild aufzieht und jede Note und jedes Schlagzeugelement scharf und deutlich abbildet, macht einfach Spaß. Dabei kommen Höhen klar und brillant, wirken zugleich aber nie harsch oder zu spitz. Ein Punkt, der besonders bei der Reproduktion energiereicher Synthesizerklänge und kraftvolle Gitarrensolos zur Geltung kommt und letztlich auch der Langzeithörtauglichkeit beiträgt. Ich jedenfalls habe der ES-7N gern und auch wirklich lange zugehört.

Fazit
Die ES-7N passt sich dem Leben an. Das aufgrund ihrer wirklich guten Verarbeitung und des zeitlosen Designs – und natürlich auch aus klanglicher Sicht. Egal ob auf dem Sideboard, auf Stativen oder im Regal, dieser Lautsprecher erweckt die Musik nahezu überall zum Leben. Die Wiedergabe wirkt dabei stets frisch und fordernd. Besonders imposant sind die feine Auflösung und die wirklich mitreissende Grundtonagilität. Beides ist sowohl unter niedrigen wie hohen Pegeln zu erleben, was die Flexibilität dieses Lautsprechers nochmals unterstreicht. All das macht die Epos ES-7N aus meiner Sicht zu einer eindringlichen Empfehlung. Einer Empfehlung für audiophile Musik-Enthusiasten, die wenig Raum zu Verfügung haben, bislang aber nicht auf die Idee gekommen wären, sich einen kompakten Zwei-Wege-Lautsprecher zuzulegen.

Bewertung
Klang: 90 von 90 Punkten
Praxis: 90 von 90 Punkten
Ausstattung: 89 von 90 Punkten
Preis/Leistung: sehr gut

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