Fairaudio.de testet Mitte Mai 2022 den D/A-Wandler Canor DAC 2.10 und resümiert: „eine klare Empfehlung!“
„Der Einfluss von D/A-Wandlern auf den Klang wird von ‚Technokraten‘ ja gerne als quasi nicht existent bezeichnet. Würden die sich doch nur mal ganz unvoreingenommen einen Canor DAC 2.10 anhören! Denn – kleiner Spoiler – der DAC 2.10 setzt sich von dem 2.000 Euro teuren DAC-Modul in meiner Norma-Audio-Vorstufe SC-2 so deutlich ab, dass es mich schon etwas überrascht. Schließlich hat sich dieses Norma-Modul schon mehrmals in privaten Sessions gegen nochmals teurere Konkurrenten behauptet. Der Canor allerdings liefert unbestreitbar ‚mehr von allem‘: Ich höre Verbesserungen bei der Auflösung und Luftigkeit, bei Präzision und Dreidimensionalität der Abbildung, bei der Entwicklung harmonischer Zusammenhänge und vor allem bei der Kohärenz des Klangbilds. Es scheint fast so, als ob zeitliche Ereignisse, die zuvor fast exakt auf den Punkt zu kommen schienen, nun erst wirklich so einrasten, wie sie gedacht waren. Aber der Reihe nach.
Bassbereich. Wie erwähnt ist Röhrenromantik nicht der Fokus bei der Canor-Entwicklung. Das bestätigt sich auch beim Hören. Statt weiche Basswatte auszulegen, spannt der DAC 2.10 den Schraubstock ein, zwei Umdrehungen härter um den Frequenzkeller als mein Norma-DAC. Den Bassanteil der Toms […] oder den Kontrabass […] bringt der Slowake konzentrierter, trockener und knalliger auf den Punkt, schiebt die Energie in Form präziser gesetzter Druckwellen in den Raum. Die Bassdrum lässt sich leichter vom E-Bass differenzieren, dessen Melodie somit auch besser durchhörbar ist. Kann man das ’straffer‘ nennen? Ja.
Mitten. Die Mitten stellt der Canor DAC 2.10 außerordentlich klar, offen und differenziert dar. Dabei schlägt er sich mitnichten auf die ätherische Seite, sondern vermittelt akustische Solidität und erzielt hohe Klangfarbentreue. Brendan Perrys Stimme […] verleiht er noch mehr Kraft und Druck, ohne jegliche tonale Überbetonung etwa im Grundton. Dennoch erscheint mir die Auflösung im oberen Mittelton flinker, freier, wie mit feinerer Nadel gestrickt.
Hochton und Auflösung. Der Hochton gelingt dem Canor DAC 2.10 ebenfalls noch etwas feiner granuliert, allerdings mit einer aufregender prickelnden Charakteristik und einer luftigeren und offeneren Diktion, gerade im Superhochton. Nicht, dass der Canor heller oder gar kühler klänge, er gibt sich hier durchaus neutral – es ist eher der Effekt wie bei einer neuen Brille, die man zum ersten Mal aufsetzt. Das merkt man zwar schon bei durchschnittlich produzierten Tracks, doch wenn audiophil aufgenommenes Material […] am Start ist, fällt die Auflösung des Canor DAC 2.10 erst so richtig ins Gewicht. Die Klarheit, mit der der Slowake feinste Schwebungen der Schlagzeugbecken und Glöckchen ins Analoge übersetzt, ist erstaunlich und schlägt ziemlich alles, was ich unter 5.000 Euro bisher gehört habe. Sollte Ihre Kette einen Schuss Offenheit und Freiheit ganz obenrum vertragen können, dann ist der Canor DAC 2.10 eine Empfehlung.
Dynamik. Diese Fähigkeit, Energie so schnell und trägheitslos Traktion zu verschaffen, zeichnet den DAC 2.10 ganz besonders aus. Dabei schafft er es sogar, die dynamischen Differenzen der Stick-Arbeit Katchés einerseits vom Nachschwingen der Felle zu differenzieren und andererseits Letzteres ungeachtet aller dynamischer Turbulenzen drum herum durchtönen zu lassen. Auch die feindynamisch anspruchsvolle Intonation, das ‚Einschwingen‘ von Stimmen und Instrumenten gelingt mitreißender, ansatzloser und flüssiger als mit so gut wie jedem anderen DAC unter 5.000 Euro, den ich bisher auf dem Rack hatte.
Fazit
Nein, ich war und bin zum Zeitpunkt des Tests nicht von Tatratea berauscht. Der röhrenbestückte DAC aus Prešov bietet einfach viele Eigenschaften in einer Qualität, die man in dieser Preisregion nicht unbedingt als gegeben annehmen darf. Deshalb kann ich ihn auch für keine Art von Musik als besser oder schlechter geeignet einstufen. Und wenn es um klangliche Tendenzen in bereits bestehenden Ketten geht, sehe ich kaum ‚Gefahren‘ für die Harmonie oder Balance – mit der erwähnten Ausnahme von im oberen Mittelton harsch und überpräsent klingenden Anlagen, da kann die unverblümte Ehrlichkeit des Canor unter Umständen kontraproduktiv wirken.
Größte Stärken: Der druckvoll und trocken federnde Bass, die hohe Auflösung, die ansatzlose Dynamik und die saubere räumliche Trennung. Echte Schwächen? Sorry, mir sind keine aufgefallen. Ich habe aufwendig gemachte und mit allerlei Chichi ausstaffierte Wandler für deutlich mehr Geld gehört, die in Sachen Klang und musikalischer Anmachfaktor keinen Stich gegen den ausgewogenen Slowaken machen. Ergo: eine klare Empfehlung.
Der Canor DAC 2.10 …