27. Februar 2023

Epos ES-14N: „ein höchst fähiger Allround-Lautsprecher“ im LP-Test

Das Fachmagazin LP testet in Ausgabe 3-2023 den Zweiwege-Lautsprecher Epos ES-14N und bezeichnet die Wiederauferstehung der einst britischen Marke als „kleine Lautsprechersensation“:

„Was ich wirklich nicht gedacht hätte: Egal, mit wem ich darüber rede – jeder hat eine Geschichte zum Thema ‚Epos- Lautsprecher‘ zu erzählen. In erster Linie zum Modell ES14, der sicherlich bekanntesten Konstruktion des Firmeneigners Robin Marshall. In den Achtzigern waren seine Ansätze wegweisend, versuchte er doch, Lautsprecher mechanisch so ‚richtig‘ zu bauen, dass er mit minimalem Filteraufwand über die Runden kam. Die ES14 war ein recht voluminöser Zweiweg-‚Kompakt‘-Lautsprecher mit Metallkalotte und Sieben-Zoll-Tiefmitteltöner. Wenn er auch ein ausgesprochen britisches Phänomen war, hat er auch bei uns eine große Zahl von Liebhabern gefunden, daher die Vielzahl von Erinnerungen an diese Box. Epos wurde in den späten Achtzigern aufgekauft und verschwand von der Bildfläche. 2020 erwarb der bekannte Essener Lautsprecherprofi Karl-Heinz Fink die Namensrechte und beschloss, die Marke wieder mit Inhalt zu füllen.

Das erste Ergebnis seiner Bemühungen heißt sinnigerweise ES-14N und ist eine Neuinterpretation von Robin Marshalls Ideen, die sich nunmehr ab 4.000 Euro pro Paar erstehen lässt. Oder für 4.600 Euro, wenn man die unbedingt empfehlenswerten Ständer dazunimmt.

Mit einem Wirkungsgrad von rund 87 Dezibel, einer Nennimpedanz von etwa sechs Ohm und einem unkritischen Impedanzverlauf kommt die ES-14N mit einer Vielzahl von Treibsätzen klar. Eine Single-Ended-Röhre ist vielleicht nicht allererste Wahl, ein ‚Gegentakter‘ der EL-34-Klasse allerdings sollte schon passen. Oder was Kleines, aber Feines aus dem Halbleiterlager.

 

Was die Epos damit an Selbstverständlichkeit und Größe auf die Beine stellt ist ziemlich sensationell. In Sachen Fundament ist das definitiv das Beeindruckendste, was ich aus einer ‚Sieben-Zöller plus Kalotte‘-Kombination je erleben durfte. Dass man die Epos nicht mit Samthandschuhen anfassen muss, weiß ich schon länger. Und so wanderte in freudiger Erwartung das brandneue Album der Berliner Stoner-Rock-Heroen von ‚Rotor‘ auf den Teller. Das macht die ES14N mit Leichtigkeit. Die knorrige Dreckigkeit des Gebotenen kann sie sehr glaubhaft rüberbringen, inklusive der die Magengegend massierenden Frequenzen. Bereits hier fällt auf, dass das die ES14N vollkommen frei von reflextypischen Resonanzen ist. Der Bass hier trifft den Ton genau, ohne dass da irgendwas aus dem Ruder läuft. Das gilt für unvernünftige Pegel ebenso wie für mitternachtstaugliche. Die Integration der beiden Treiber geriet makellos. Das kann kaum jemand so gut demonstrieren wie Nina Simone, bei der Stimme und Klavierspiel auf ‚My Baby Just Cares For Me‘ perfekt ineinanderfließen.

Die Klavieranschläge haben Druck, das Geschehen hat Rhythmus und Timing, die frühe Stereoaufnahme klingt genau so spektakulär wie sie soll. Und abermals: keinerlei Härten des Hochtöners. Makellos!

Fazit
Die Epos-Wiederauferstehung der einstmals britischen Kultmarke ist eine kleine Lautsprechersensation: ein höchst fähiger Allround-Lautsprecher, der sowohl in emotionaler Hinsicht wie unter Präzisionsaspekten zu überzeugen weiß.“

Download des gesamten Tests als PDF-Datei