In seiner November-Dezember 2025 Ausgabe testet LP, das „Magazin für analoges HiFi & Vinyl-Kultur“ die High End-Stereo-Endstufe Virtus S1S und resümiert: „Alles an dieser Endstufe ist pures Feuerwerk – zumindest in klanglicher Hinsicht. Große Verstärkerkunst!“
„Der slowakische Hersteller Canor erfreut uns schon seit Längerem mit leistungsfähiger Elektronik meist auf Röhrenbasis. Jüngst jedoch stellte sich heraus: Die können auch anders.
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Messtechnik-Kommentar
Die Canor überzeugt mit beeindruckender Linearität und Breitbandigkeit, ihr Übertragungsbereich reicht fast bis 200 Kilohertz. An acht Ohm-Lasten brilliert sie mit einem Fremdspannungsabstand von beeindruckenden 102 Dezibel (A) und einer Kanaltrennung von schwer zu schlagenden 99,6 Dezibel (A). Verzerren tut sie gar nicht: 0,0047 Prozent Klirr, alles bei einem Watt Ausgangsleistung bei einem Kilohertz gemessen. An vier Ohm ändert sich das Bild kaum, Störspannungsabstand und Kanaltrennung nehmen gerade einmal um drei Dezibel ab, der Klirr steigt auf 0,0058 Prozent. Interessant wird’s bei der Ausgangsleistung: Das Ding ‚drückt‘ 280 Watt pro Kanal an acht und 480 Watt an vier Ohm, jeweils bei einer Klirrobergrenze von 0,7 Prozent.
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Hörtest
Was für eine leistungshungrige Riesenbox hätten wir denn gerade da, mit der man der Virtus S1S am besten auf den Zahn fühlen könnte? So richtig – gar keine. Nichts weitgehend wirkungsgradfreies mit wildem Impedanzverlauf, keine historischen Riesentrümmer mit mehr Membranfl äche als Verstand. Das Paar JBL L300, das mir unlängst zugelaufen ist, steht für dieses Experiment noch nicht zur Verfügung und ob ich willens bin, der Canor eine Chance an den Bässen meiner JBL 4355 zu geben, weiß ich ob des Bandscheibenriskos noch nicht.
Wie sich herausstellt, macht das aber gar nichts. Die Virtus S1S braucht so etwas nicht, um ein wahres Feuerwerk zu zünden. Ihre explosive Farbigkeit, ihre Leidenschaft und Grazie erinnern schon wieder an große amerikanische Verstärkerkunst, ich bin fast bereit, Vergleiche zu solchen Dingen wie einer Audio Research Reference 75 aus den Tiefen des Hinterkopfes zu kramen. Und das, wohlgemerkt, an Böxlein mit 17- bis 20-Zentimeter-Tieftönern, die die Leistungsfluten der Canor garantiert nicht brauchen. Nichtsdestotrotz macht es einen Höllenspaß, sich dieses Endstufenmonster an unserer Nada abarbeiten zu lassen, die den Versuch mit Stabilität, Souveränität und immenser Spielfreude honoriert. Da muss sogar der fantastische Eversolo AMP-F10 passen, der, obschon in der fast gleichen Leistungsklasse angesiedelt, einfach nicht die Ausdrucksstärke und Überzeugungskraft der Canor mitbringt. In Anbetracht des Umstandes, dass man für eine Canor fast acht Eversolos kaufen kann, geht das jedoch völlig in Ordnung.
Abermals ist es die großartige 45er-Jubiläumsausgabe von Wishbone Ash‘s ‚Argus‘, die die Qualitäten des Setups unmissverständlich klarmacht. Ob‘s nun der feinsäuberlich aufgedröselte zweistimmige Gesang zu Beginn von ‚Time Was‘ ist, die ganz besonders engagierte Gitarrenarbeit oder die sonore und treibende Bassarbeit von Martin Turner – das passt einfach.
Fazit
Alles an dieser Endstufe ist pures Feuerwerk – zumindest in klanglicher Hinsicht. Große Verstärkerkunst!“