In der Ausgabe 4/2022 test das Fachmagazin LP die brandneue Canor-Kombination bestehend aus dem Röhrenvorverstärker Hyperion P1 und den beiden Mono-Endstufenblöcken Virus M1:
„Selbstverständlich habe ich den Hörtest mit meinen üblichen 96-Dezibel-Boxen angefangen, wohl wissend, das Treibsätze wie diese hier vollkommener Overkill für Wandler mit soviel Wirkungsgrad sind. Tatsächlich aber lässt sich her sehr gut die technische Qualität der Canor-Kombi ablesen: Ohne Signal am Eingang ist auch bei voll aufgedrehtem Pegelsteller erstaunlich wenig Rauschen zu vernehmen. Kompliment!
Ohne Zweifel sind die beiden Endstufen die klanglich dominierenden Geräte dieser Kombination. Was an den Umschaltmöglichkeiten für die Gegenkopplung und die Betriebsart liegt. Vollkommen außer Frage steht, dass der Gegenkopplungsschalter eigentlich überflüssig ist – die Virtus M 1-Monos spielen bei abgeschalteter Gegenkopplung wie entfesselt, mit Gegenkopplung brav und … nett. Dieses Phänomen habe ich zunächst auf die ‚lauten‘ Lautsprecher geschoben, der Effekt tritt jedoch auch bei den mit 87 Dezibel deutlich leiseren Fishhead Audio StrEight 1.8 FS auf.
Der Pegelunterschied zwischen zu- und abgeschalteter Gegenkopplung ist zudem sehr gering, offenbar reicht hier also schon wenig Gegenkopplung, um das Klangerlebnis nachhaltig zu stören. Bei der Frage Ultraliner- oder Triodenbetrieb sieht’s nicht ganz so einfach aus. Ich persönlich bevorzuge den etwas ruppigeren und blumigeren Triodenbetrieb, kann aber verstehen, wenn jemand den geradlinigeren Ultralinearmodus bevorzugt.
Passend eingestellt, erinnert mich die Canor-Kombi an große amerikanische Röhrentechnik. Sie verfügt über schier unerschöpfliche Kraftreserven und macht Tools irsinnges Album ‚Fear Innoculum‘ zu einem Fest des Musikhörens per Bauch, wahrt auch bei extrem unvernünftigen Pegel perfekt die Stabilität und Balance, klingt immer rhythmisch überzeugend, farbstark und echt. Eine Stimme wie das ganz besondere Organ von Greg Dulli (Afghan Wigs, Twilight Singers) klingt hier so schön schräg und explosiv, wie ich es selten erlebt habe, Tindersticks-Frontmann Stuart Staples nimmt uns so liebevoll in den Arm, dass Tränenfluss fast unvermeidlich ist. Großartig!
Fazit
Canors Top-Kombi ist eine Sternstunde des Röhrenverstärkerbaus. Farbstark, rhythmisch, geschmeidig und extrem kräftig überzeugen sie klanglich auf ganzer Linie.“